Im Rahmen der fünften Aachener “Lange Nacht der Museen” eröffnet der Kunst und Kulturverein KuKuK am Grenzübergang “Köpfchen” mit einer langen japanische Nacht am 10. Juli eine japanische Veranstaltungswoche unter dem Titel MAGIC ISLAND.
Das fernöstliche Inselreich ist geprägt von Widersprüchen. Das Land bewahrt uralte Traditionen und fiebert gleizeitig der Zukunft entgegen. Es ist ständig in Bewegung und ruht doch in sich selbst. Es beherrscht meisterlich die Kunst des “Sowohl als auch” und Widersprüche schaffen keine Identitätskrisen. Dem Europäer gilt die japanische Mentalität als unverständlich, ja unheimlich. Es befremdet ihn, weil Japan so anders zu funktionieren scheint als die Länder der westlichen Welt und dennoch den gleichen Ansprüchen genügt: es ist reich, effizient, produktiv und erfinderisch.
KuKuK wirft von der Grenze aus einen Blick nach Japan, stellt japanische Kunst und Kultur vor, beleuchtet die “scheinbaren Gegensätze” und weckt Interesse für die rätselhafte Nation.
“Ku-men” – “Himmeloberfläche”
Takashi Kuribayashi
(J-Nagasaki/D-Düsseldorf)
Installation auf dem Dach des belgischen Grenzpavillons
Der in Düsseldorf lebende und aus Nagasaki stammende junge Bildhauer Takashi Kuribayashi beschäftigt sich mit den Themen Insel, Grenze und Oberfläche Zu sehen ist seine Darstellung von Japan als Inselstaat auf dem Dach des Inselzollhäuschens “Köpfchen”. Aus belgischer, deutscher und niederländischer Erde formt Kuribayashi die Inseln. Der Künstler liebt das Spiel mit Optik, mit Perspektiven, mit Oberflächen und mit den Elementen Wasser, Luft und Erde.
Er begreift die Oberfläche zwischen Wasser und Luft als trennende Linie, als Passage, als Grenze zwischen Räumen. Für den Fisch ist es die Himmeloberfläche; für den Vogel die Wasseroberfläche. Und für uns?… Die Besucher steigen eine Treppe hoch und werfen aus 5m Entfernung einen Blick auf den Inselstaat. Japan so nah, so fern. “Ku-men – Himmeloberfläche”, eine stille Arbeit inmitten des rauschenden Verkehrs.
“Make the way”
Yukako Ando (J-Osaka/D-Köln)
Visualisierung eines fiktiven Weges / Kritzeln auf der Straße
Aktion / Dokumentation auf der Grenze
Yukako Ando, die aus Osaka stammende und in Köln lebende Künstlerin, zeigt eine sehr eigenwillige Arbeit. Es um einen fiktiven Weg, den die Künstlerin sich ausgedacht hat. Dieser Weg hat das Grenzhäuschen “Köpfchen” als Ziel. Yukako Ando sucht die Grenze zwischen fiktiver und realer Welt, zwischen gesellschaftlicher Regel und persönlicher Freiheit, zwischen Spiel und Ernst.
Um diesen Weg zu visualisieren, “kritzelt” die Künstlerin eine Markierung auf die Straße. Der Besucher wird irritiert. Es stellen sich ihm Rätsel. Seine Aufmerksamkeit wird auf den Ort gelenkt, sein Blick geschärft und sein Schritt verlangsamt. “Make the way” markiert eine kleine Oberfläche. Dahinter verbirgt sich ein künstlerisches Konzept mit Tiefgang, wie bei der Spitze des Eisberges.
“Make the way” als Metapher für Grenzüberschreitung. Eine realisierbare Utopie.
Video und Bilddokumentation der Aktion in einem LKW-Anhänger an der Grenze
“Eiga Kan”
Kai Gussek, Timm Bredohl, Benedikt Smirek (D-Aachen)
Video-Installation, Souterrain der Antiquitätenhandlung Bauten
Blicke auf Japan. Blicke durch unterschiedliche Kamerasucher. Gesehen von Japanern und Nichtjapanern.
Die Hektik und die Stille einer übervollen Insel. Eine pulsierende Stille oder umgekehrt? Sichtbar gemacht in bewegten Bildern in schnellen Wechseln und Rhythmen. “An-Sichten” im Dialog. “An-Sichten” im dialektischen Schnitt.
Wer sich drauf einlässt, sieht was? Bilder aus Japan.
“Yama no oto”
Noriko Hayashi (J-Osaka/B-Verviers)
19.30, 20.30 + 21.30 Uhr
jeweils 25 Minuten
Lesung aus dem Roman von Y. Kawabata (in deutsch) und Gesang: japanische alte und neue Weisen, Souterrain der Antiquitätenhandlung Bauten
Die Liebe und Einfühlsamkeit, die Noriko Hayashi europäischen Kulturwerten entgegenbringt, prädestinieren ihren Gesang ebenso stark für die Lyrik eines Brahmsliedes, die herbe Satzweise eines Hugo Wolf oder die Romantik Robert Schumanns, wie sie damit etwa den Zauber ihrer fernöstlichen Welt aus dem Land der aufgehenden Sonne in Töne umzusetzen vermag.
So bringt die Sängerin mit der warm leuchtenden glockenklaren Sopranstimme auch mit großem Erfolg japanische Liedkunst auf die westlichen Podien.
Die Klangfarben dieser Sprache ähneln dem Italienischen und kommen ganz besonders in den Kompositionen des japanischen Impressionismus zu lyrisch expressiven Wirkungen, unterstrichen durch das Auftreten im japanischen Originalkostüm, dem stilechten Kimono.
“From Shibuya To Nakameguro”
Belamix (B-Zutendaal)
18.00-24.00 Uhr mit Pausen
DJ Set auf der Rampe des belgischen Zollhäuschens
Ausgehend von dem kleinen Label “Belami“, spielen die DJs von “Belamix” japanische Popmusik vom Shibuya und Nakameguro Viertel in Tokio.
Das japanische Musikphänomen, bekannt als Shibuya-Kei, hat seine Wurzeln im ultratrendigen Shoppingviertel Shibuya im Westen Tokios, ein Viertel in dem einige der angesagtesten und angesehensten Mode- und Plattenläden der Welt beheimatet sind.
Shibuya-kei , eigentlich “Shibuya style”, war ursprünglich ein Name, für die aus dieser Konsumkultur hervorgegangenen Popmusiker, junge Japaner, die mit den westlichen Popexporten und deren Nachahmung aufgewachsen sind. Das Resultat ist ein beispielloser Zusammenprall von Sounds und Sichtweisen. Bahnbrechende Acts wie Pizzicato 5, Cornelius, 5th Garden und Kahimi Karie zeichnen sich durch eine geniale Mischung unterschiedlichster Einflüsse aus, vom sanften Loungepop eines Burt Bacharach über die Energie und den Rhytmus von urbanen Hip Hop Klängen bis hin zu den Grenzlinien des Rock.
In seiner pursten Form ist Shibuya-Kei klassische westliche Popmusik, die durch die Brille einer modernen fernöstlichen Sichtweise gesehen, auseinander gerissen, zusammengefügt und in einer neuen und spannenden Form wieder ausgespuckt wird. Shibuya-Kei ist auch Popmusik einer charmanten Unschuld, es ist eine Sicht der Welt in der die Süßheit und Einfachheit einer Girlgroup Ära niemals endet und beständig wächst, immer im Zeitgeschehen und sich doch in ihren Wurzeln treu bleibend. Der Lolitakomplex, der die japanische Kultur durchdringt, ist bezeichnend für diese Musik und ihre jugendliche Unschuld ist der Schlüssel für ihren reizenden Charme.
Cornelius letztes Album “From Nakameguro To Everywhere” kann als ein erstes Anzeichen für den Niedergang von Shibuya-Kei angesehen werden. Heutzutage richtet sich der Blick auf das Nakameguro Viertel in Tokio. Wenn man seine Musik als Nakame-Kei bezeichnet, ist Cornelius ein prägnantes Beispiel für den Wandel in der japanischen Popmusik am Anfang des neuen Jahrtausends.
“Taiko”
Taiko-Spirit (B-Hasselt)
20.00, 21.00 + 22.00 Uhr
jeweils 15 Minuten
Japanisches Trommeln, Rampe belgisches Zollgebäude
Im Shintoismus, der alten japanischen Religion, wurden mit dem Klang der Trommeln die Götter der Vorfahren angerufen. Trommeln sollte dazu dienen, die Menschen den höheren Mächten nahezubringen und umgekehrt, Götter und Geister wachzurufen und zu veranlassen, die Wünsche der Menschen nach Fruchtbarkeit, reicher Ernte und Wohlergehen zu erfüllen. Im alltäglichen Leben trommelten die Jäger um Tiere aufzuscheuchen. Die Bauern trommelten, um eine gute Ernte zu erbitten, und die Soldaten übertrugen mit den Trommeln ihre Signale und feuerten sich zum Kampf an.
Taiko bedeutet auf japanisch “große Trommel” .
“Sushi-Bar”
Oishii Restaurant (D-Aachen)
Kunstwerke für Auge und Gaumen,
Belgischer Grenzpavillon
MAGIC ISLAND steht unter der Schirmherrschaft des Japanischen Generalkonsulates (D-Düsseldorf), und wird unterstützt durch das Japanischen Kulturinstitutes (D-Köln), die Deutschsprachigen Gemeinschaft (B) und die Gemeinde Raeren (B).
Einen herzlichen Dank gilt unseren Sponsoring- und Medienpartnern in alphabetischer Reihenfolge:
Antquitätenhandlung Jürgen Bauten (B), Gartenpflanzen Behrens (D), Versicherungen Brandt (B), BRF (B), Werbeagentur etcetera (D), Grenzecho (B), Interfood (D), Oishii Restaurant (D), Toyota-Garage Pelzer (B), Möbelgeschäft Rom AG-SA (B), Spedition van Weersth-Offermann sprl (B), Bedachungen Welsch G. GmbH (B)