Die Werke des ehemaligen Raerener Malers, der 1972 in Sambia geboren ist und heute in Köln lebt, sind expressionistisch-abstrakt und mit leuchtenden Farben sowie starker Pinselführung.
Auszug aus Jürgen Raaps Notizen zu den Arbeiten von Rhodrick Tayali, 2009:
Die Bilder gewinnen mithin nicht nur in der Farbbehandlung eine Tiefschichtigkeit, sondern auch auf der inhaltlich-semantischen Ebene. Tayali nennt seine Arbeiten “Seelenlandschaften”. […]
In Rhodrick Tayalis Bildwelt verbindet sich dieser Rekurs auf die kollektiven Archetypen mit den Erinnerungen an die eigene Kindheit. Den in der Terminologie der Psychologie geläufigen Terminus der “Introspektion” (=Selbstbeobachtung) wandelt er zu “Interspektion” ab, weil es für ihn anhand seiner biografischen Umstände und Entwicklung nicht nur einen einzigen Bereich des Seelischen zu beobachten gibt, sondern quasi zwei Seelen, jene mit seinen afrikanischen Wurzeln und jene mit der Prägung durch die europäische Lebenswelt, in der er seit Kindestagen ausgewachsen ist und den größten Teil seines bisherigen Lebens verbracht hat.
Die “Interspektion” ist somit als eine Zwischensicht zu verstehen bzw. als eine Innensicht zweier Welten.
Konkret zeigt sich dies z.B. im doppeldeutigen Zeichencharakter der Farbe Blau, die ein Index sowohl für Wasser als auch für den Nachthimmel ist, den man in Afrika als wesentlich dunkler als in Nord- oder Mitteleuropa erlebt. Rhodrick Tayali konzentriert sich in seiner Malerei oft auf die Modulation einer einzigen Grundfarbe bzw. auf einen engen Frequenzbereich innerhalb des physikalischen Lichtwellenspektrums.
Die meisten Bilder seiner “Interspektionen”-Reihe haben Blau als Basisfarbe. Bei einer Variation dieser Serie in Rot- und Gelbtönen spielen Kalt-Warm-Kontraste eine Rolle: Kaltes Weiß oder Gelb kontrastiert mit warmem Rot oder Ocker. An jenen Stellen, wo Erdigkeit bzw. Festigkeit von (Boden)-Materie verdeutlicht werden soll, ist der Farbauftrag dunkler und pastoser.
Es geht aber in diesen Bildern niemals nur um die Farbe als stoffliche Malsubstanz “an sich”, sondern sie ist immer Index oder Repräsentant für etwas – so mag man in manchen der rottönigen Bilder das tiefe Abendrot assoziieren, und zwar nicht nur als eine tageszeitliche atmosphärische Stimmung, sondern dieses Rot steht zugleich für die Wärme und Lebenskraft Afrikas. […]”
Eintritt frei!