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Ausstellung: “Sibirische Rosen” von Susanne Staets

Warum Sibirien?
Am Anfang stand die Frage: wie fühlt es sich an, wenn morgens um sieben der Wecker klingelt und du bist nicht in Deutschland? Wie sieht es vor deinem Fenster aus, was kaufst du für eine Zeitung, was für Brötchen? Witziger weise fing das erste Buch, das mir in der Bücherei zum Thema Sibirien in die Hände fiel, mit genau so einer Beschreibung an. “Ich heiße Olga, mein Wecker hat grade geklingelt, ich wohne in Novosibirsk und muss gleich zur Arbeit…”
Eine etwas ausgedehntere Abenteuerreise. Statt in die Breite, Weite, in viele Länder, bin ich in die Tiefe eines Landes gereist. Habe die Sprache gelernt, und bin mit meinen 180 russischen Mitarbeitern bis in die letzten Winkel der Seelen und Hütten gekommen. Armut gibt es auch in Deutschland? Ja, sicher, auch bei meiner ehrenamtlichen Arbeit im Obdachlosenasyl in der Robert-Koch-Straße gab es Kinder, die jede Woche regelmäßig die Polizei gerufen haben, damit der Lebensgefährte die Mutter nicht totschlägt, und deren Knochen von der ständigen Angst schon völlig verformt waren. Aber hier in Deutschland kommt die Polizei auch…!

Warum solche Bilder?
Weil sie, verdammt noch mal, einfach irgendjemand machen muss. Weil die vor Armut Stummen sich nicht ausdrücken können. Weil solche Bilder eines russischen Fotografen es nicht in die Novosibirsker Philharmonie geschafft hätten. Weil es in der russischen Gesellschaft eine lange Tradition des Wegguckens gibt. Verständlich, wer Missstände wahrnahm und formulierte, erfuhr/erfährt, wie der Staat auf solche Kritik reagiert. Mancher fand sich dann in Sibirien wieder, doch halt, da sind wir ja schon. Aber keine Angst, für die Sibirjaken finden sich andere Repressionen. Weil Bilder der schlimmsten Zustände nicht bloßstellen dürfen. Weil das Nebeneinander von Grausamkeit und Alltagspoesie so faszinierend ist. Nein, ich habe keinen missionarischen Auftrag, ich bin kein “guter Mensch”, dies sind keine “sozialkritischen” Bilder. Siehe oben, es war eine Abenteuerreise, die etwas länger geraten ist. Statt sechs Monaten ebenso viele Jahre.

Eintritt frei!